Stolperstein für

Moritz Wassermann

Adresse: Köpenicker Straße 108

 

Moritz Wassermann wurde am 16. Februar 1874 in Salzberg geboren. Die Stadt gehörte damals zum Kaiserreich Österreich-Ungarn (heute Bochnia in Polen). Moritz Wassermann war verheiratet mit Helene, geborene Grünfeld, die am 22. Dezember 1874 in Tarnau geboren war. Von Beruf war Moritz Wassermann Textilkaufmann, Helene war Hausfrau. Wann genau es die Eheleute nach Berlin zog, ist unbekannt, sie dürften aber bereits in den 1920er Jahren in der Hauptstadt gewohnt und gearbeitet haben. Spätestens seit Mitte der 1930er Jahre betrieb Moritz Wassermann eine Trikotagengroßhandlung in der Poststraße 20a in Berlin-Mitte. Das Paar wohnte zu diesem Zeitpunkt in der Köpenicker Straße 111 (die heutige Hausnummer 108). Im Oktober 1938 wurde der 64-Jährige mit seiner gleichaltrigen Frau in der sogenannten „Polenaktion“ – der kurzfristig und gewaltsam durchgeführten Ausweisung von 17 000 jüdischen Polen aus dem Deutschen Reich – nach Polen abgeschoben und im Grenzort Bentschen (poln. Zbąszyń) interniert.

Laut dem Gedenkblatt der Angehörigen (Yad Vashem) befand sich das Paar während der Krieges in Kraków (Krakau), das am 6. September 1939 von der Wehrmacht besetzt wurde. 1941 errichteten die deutschen Besatzer das Ghetto Krakau, in dem der jüdische Kaufmann und seine Frau sehr wahrscheinlich festgesetzt waren. Zum 20. März 1941 mussten alle jüdischen Bewohner Krakaus in dieses Ghetto umgezogen sein. In dem Stadtteil Podgórze, südlich der Weichsel, wo das Ghetto entstand, waren 15 000 Menschen auf einem Raum zusammengepfercht, auf dem zuvor 3000 Einwohner gelebt hatten. Nachdem 1942 weitere Deportationen erfolgten, begann im März 1943 die endgültige Liquidation des Ghettos durch Deportationen in verschiedene Vernichtungslager. Der Zeitpunkt des Todes der Eheleute Wassermann war laut den Angehörigen bereits im Sommer 1942, der Todesort die Geburtsstadt von Helene Wassermann Tarnau (poln. Tarnów).

 

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Biographische Zusammenstellung / Autor:

Indra Hemmerling

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Quellen:

  • Gedenkbuch. Online unter: bundesarchiv.de/gedenkbuch (aufgerufen am 15. Mai 2022).
  • Berliner Adressbücher 1910­–­­­1943; Jüdisches Adressbuch für Gross-Berlin 1929/1930 und 1931/1932. Amtliches Fernsprechbuch für Berlin 1932, 1934, 1936–1938. Online unter: zlb.de (aufgerufen am 26. Juli 2017).
  • Akte aus dem Bestand des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg im Brandenburgischen Landeshauptarchiv.
  • Opferdatenbank Yad Vashem. Central DB of Shoah Victims’ Names. Online unter: http://yvng.yadvashem.org (aufgerufen am 26. Juli 2022).
  • Ergänzungskarten für Angaben über Abstammung und Vorbildung aus der Volkszählung vom 17. Mai 1939 im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde (Bestand R 1509).