Stolperstein für
Arthur Oppenheim
Adresse: Landhausstraße 44
Arthur Oppenheim wurde am 20. Juli 1868 in der Kreisstadt Schönlanke (dem heutigen Trzcianka), das etwa 22 Kilometer südwestlich der Stadt Schneidemühl (Piła) liegt, geboren. Er war der Sohn des Kaufmanns Hermann Oppenheim. Über sein Elternhaus, seine Kindheit und Jugend in Schönlanke haben sich keine Informationen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob Arthur im Kreis von Geschwistern aufwuchs. Sein Vater gehörte aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Arthur etwa 600 der 3200 Einwohner zählten und die seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine eigene Schule unterhielt, die vermutlich auch Arthur besuchte.
Nach seinem Schulabschluss studierte Arthur Oppenheim Medizin, promovierte 1894 in Berlin mit einer Arbeit zu einer Art von Eierstocktumoren mit dem Titel „Beiträge zur Kenntnis der Ovarialsarkome“ und erhielt im selben Jahr seine Approbation. Er ließ sich als Allgemeinmediziner in der Kleinstadt Deutsch Krone (Wałcz) nieder, wo er bis Anfang der 1930er-Jahre praktizierte. Seit Ende der 1910er-Jahre führte er den Titel eines Sanitätsrates. Aus erster Ehe hatte Arthur Oppenheim einen Sohn namens Franz, der 1934 nach Brasilien auswanderte. In zweiter Ehe war der Arzt mit der 1884 geborenen, aus Auerbachshütte (Strużyska) stammenden Selma, geborene Franz, verheiratet. Leider habe sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Mediziners in der Kaiserzeit und der Weimarer Republik bieten könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Alfred Neumann und seine Verwandten. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Abgesehen von Boykottmaßnahmen, behördlichen Schikanen und Verhaftungsaktionen wurde die Schlinge für jüdische Ärzte durch eine Flut von Verordnungen und Gesetze schrittweise enger gezogen: So wurden mit insgesamt sieben Verordnungen von 1933 bis 1937 „nichtarischen“ Ärzten nach und nach die Kassenzulassungen entzogen; mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 waren sie vom öffentlichen Gesundheitswesen ausgeschlossen, mit der Verordnung vom 20. November 1933 durften sie keine ärztlichen Fortbildungskurse mehr besuchen und wurden vom ärztlichen Bereitschaftsdienst ausgeschlossen; ab dem Jahr 1936 durften sie nicht mehr mit „deutschstämmigen“ Ärzten zusammenarbeiten. Nach 1933 verließ Arthur Oppenheim Deutsch Krone und ließ sich mit seiner Ehefrau in Berlin nieder. Das Paar lebte zur Untermiete bei Mendelsohn in einer Wohnung in der Nicolaistraße 3b in Steglitz. Am 31. März 1936 wurde Arthur Oppenheim die Kassenzulassung entzogen. 1937/1938 zog das Ehepaar in eine Wohnung in der Landhausstraße 44 in Wilmersdorf. Am 30. September 1938 wurde Arthur Oppenheim wie allen jüdischen Ärzten und Ärztinnen mit der „Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ die Approbation entzogen. Er konnte in den folgenden Jahren noch als „Krankenbehandler“ ausschließlich jüdische Patienten behandeln. Spätestens Ende der 1930er-Jahre und Anfang der 1940er-Jahre war das Leben für die Oppenheims in Berlin zum reinen Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnte er sich nach der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlin mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Arthur und Selma Oppenheim erhielten den Deportationsbescheid im Spätsommer 1942. Sie wurden aus ihrer Wilmersdorfer Wohnung in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 verschleppt und von dort am 12. August 1942 mit dem „42. Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Arthur Oppenheimer überlebte die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto kaum sechs Wochen. Der 74-Jährige wurde am 25. September 1942 in Theresienstadt ermordet – entweder durch direkte Gewalteinwirkung oder durch die Folgen von planvoller Mangelernährung und körperlichen Misshandlungen. Seine Ehefrau Selma wurde am 16. Mai 1944 aus Theresienstadt weiter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Über das Schicksal des Sohnes von Arthur Oppenheim Franz im südamerikanischen Exil ist nichts bekannt.
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Biographische Zusammenstellung / Autor:
Indra Hemmerling
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Quellen:
- Gedenkbuch Berlin. Online unter: bundesarchiv.de/gedenkbuch (aufgerufen 22. Oktober 2019)
- Berliner Adressbücher 1930–1943. Online unter: zlb.de (aufgerufen am 22. Oktober 2019)
- Todesfallanzeige Dr. Arthur Oppenheim in der Opferdatenbank Theresienstadt. Online unter: holocaust.cz (aufgerufen am 22. Oktober 2019)
- Opferdatenbank Yad Vashem. Central DB of Shoah Victims’ Names. Online unter: http://yvng.yadvashem.org/: (aufgerufen am 30. Juli 2019)
- Holocaust Survivors and Victims Database. Online Database of the United States Holocaust Memorial Museum. Online unter: https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=1480826 (aufgerufen am 30. Juli 2019)
- Deportationslisten. Reproduktion im National Archives and Records Administration, USA, Signatur A3355: Dr. Arthur Oppenheim (42. „Alterstransport“, Lfd-Nr. 75); Selma Oppenheim, geb. Falk („42. Alterstransport“, Lfd-Nr. 76). Online unter: statistik-des-holocaust.de (aufgerufen am 22. Oktober 2019)
- Eintrag zu Arthur Oppenheim, in: Schwoch, Rebecca (Hrsg.): Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch, Potsdam 2009, S. 663