Stolperstein für
Sophie Boroschek
Adresse: Brunnenstraße 16 / Weinbergsweg
Sophie Boroschek wurde am 29. Januar 1910 in Mosina (dt. Moschin) in Polen geboren. Ihre Eltern waren Abraham und Lieschen Boroschek, geb. Hopp. Sie hatte zwei jüngere Schwestern, Hildegard und Else. Nach mehreren Lebens- und Arbeitsstationen in Norddeutschland zog sie 1937 (erneut) nach Berlin, wo ihre Eltern lebten und eine ihrer Schwestern. 1939 pflegte und betreute Sophie den bekannten Berliner Zigarettenfabrikanten Josef Garbáty-Rosenthal – der sich trotz Repressionen und dem Zwangsverkauf seines Imperiums weigerte, Berlin zu verlassen – bis zu seinem Tod. Ab dem 1. September 1942 arbeitete Sophie Boroschek als Krankenschwester im Jüdischen Krankenhaus und wohnte in der Brunnenstraße 16 bei ihren Eltern. Abraham und Lieschen wurden am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihre Schwester Hildegard und deren Mann, die ebenfalls in der Wohnung Brunnenstr. 16 lebten, waren bereits drei Monate zuvor, am 17. Februar, nach Auschwitz deportiert worden. Am 17. Mai 1943 wurde schließlich Sophie mit dem „38. Osttransport“ ebenfalls nach Auschwitz deportiert.
Im Konzentrationslager kam sie in den Block 10 des Stammlagers, in dem medizinische Versuche durchgeführt wurden. Im Juli wurde sie in das pseudowissenschaftliche Programm des NS- Arztes August Hirt selektiert. Hirt, Anatomieprofessor an der Reichsuniversität Straßburg, wollte für künftige „judenfreie“ Zeiten eine jüdische Skelettsammlung anlegen. Mit Unterstützung der SS-Wissenschaftsorganisation „Ahnenerbe“ und einiger Kollegen wurden hierfür 86 Juden in Auschwitz ausgewählt. Am 30. Juli 1943 wurde Sophie in das Straf- und Arbeitslager Natzweiler-Struthof im besetzten französischen Elsass verschleppt. Hier wurde die 33-Jährige am 11. oder 13. August vergast und ihre Leiche an das Straßburger anatomische Institut verschickt. Die Präparationen wurden nicht verwirklicht. Nach der Befreiung Straßburgs waren die Morde Gegenstand der Nürnberger Ärzteprozesse.
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Biographische Zusammenstellung / Autor:
Indra Hemmerling
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Quellen:
- Gedenkbuch. Online unter: bundesarchiv.de/gedenkbuch (aufgerufen am 15. Mai 2022).
- Berliner Adressbücher 1910–1943; Jüdisches Adressbuch für Gross-Berlin 1929/1930 und 1931/1932. Amtliches Fernsprechbuch für Berlin 1932, 1934, 1936–1938. Online unter: zlb.de (aufgerufen am 26. Juli 2017).
- Akte aus dem Bestand des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg im Brandenburgischen Landeshauptarchiv.
- Opferdatenbank Yad Vashem. Central DB of Shoah Victims’ Names. Online unter: http://yvng.yadvashem.org (aufgerufen am 26. Juli 2022).
- Ergänzungskarten für Angaben über Abstammung und Vorbildung aus der Volkszählung vom 17. Mai 1939 im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde (Bestand R 1509).